Wie machen wir aus Einwohnern Bürger?
“Kommunalpolitik muss Leitern anbieten, auf den die Menschen von Sprosse zu Sprosse, von der Jugend bis ins Alter sich entwickeln können.“
„Baden-Württemberg steht so gut da, wie nie zuvor und dies ist nicht zuletzt auch das Verdienst der SPD in der Regierungsverantwortung der letzten fünf Jahre“, betonte der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Frickenhausen, Sven Rahlfs, einleitend beim vierten, schon traditionellen Neujahrsempfang der Frankenhäuser SPD. Besonders begrüßte er neben Bürgermeister Simon Blessing, Ehrenbürgerin Marianne Ellinger und dem Oberbürgermeister Otmar Heirich den Hauptredner der Veranstaltung, den Ulmer Oberbürgermeister und ehemaligen Städtetagspräsidenten Ivo Gönner. Blessing, der schon bald der dienstälteste Bürgermeister im Neuffener Tal sein wird, bezeichnete seinen Ulmer OB-Kollegen in seinem launigen Grußwort als „großes kommunalpolitisches Kaliber“.
Der Ulmer OB bezeichnete eine intakte Infrastruktur, funktionierende Verkehrsverbindungen, Verwaltungen, Institutionen und Dienstleistungen als Grundvoraussetzung einer gelingenden gesellschaftlichen Entwicklung in Städten und Gemeinden.“Städte und Gemeinden stehen in einem stetigen Wettbewerb um Einwohner“, betonte Gönner. Als entscheidend bezeichnete er die Bewältigung von drei Herausforderungen: „Wie machen wir aus Einwohnern Bürger, wie befriedigen wir den steigenden Wohnungsbedarf und wie werden Städte und Gemeinden den vielfältigen Formen von Familien und den daraus resultierenden Anforderungen gerecht.“
Gönner, der seine Rede in einem steten Wechsel von astreinem Hochdeutsch und breitem Schwäbisch hielt, sieht kommunalpolitische Lösungsansätze darin, die zunehmenden und wechselnden Bedürfnisse von ehrenamtlich bereiten und tätigen Bürgerinnen und Bürgern ernst zu nehmen. Er bezeichnete die Bereitschaft von Verwaltungen, sich für diese Bedürfnisse zu öffnen als eine zentrale Zukunftsaufgabe der Kommunalpolitik. Auch bleibe der Wohnungsbau nicht zuletzt wegen der gewachsenen Ansprüche der Wohnungssuchenden eine ständige Aufgabe. Und: “Kommunalpolitik muss Leitern anbieten, auf den die Menschen von Sprosse zu Sprosse, von der Jugend bis ins Alter sich entwickeln können.“ Dies gelte vom Kindergarten über die Grundschule, die weiterführenden Schulen, die Ausbildungsmöglichkeiten, also für die Rahmenbedingungen menschlicher Existenz. „Es geht darum von der Jugend bis ins Alter Startchancengleichheit zu gewährleisten,“ fasste Gönner zusammen.
Deutlich und unmissverständlich erteilte er „sogenannten Bürgerwehren ond anderem Lombazuig“ eine Absage. „Unsere Demokratie muss ein starker Staat sein“, hielt er fest. Jetzt komme es darauf an, für Demokratie und Rechtsstaat einzustehen und zu kämpfen. Mauer und Schießbefehl hätten 1989 ein Ende gefunden. Es sei ungeheuerlich, wenn jetzt die Vorsitzende einer Partei, die auch in Baden-Württemberg in den Landtag wolle, den Einsatz von Schusswaffen an deutschen Grenzen in die Debatte werfe, sagte Gönner abschließend unter dem
Beifall der Versammlung, für deren großartige musikalische Umrahmung die Sängerinnen und Sänger von „CANTALE“ sorgten.
Zusammen mit Sven Rahlfs ehrte Gönner Marcel Haug für 10 Jahre, Marianne Berghaus und Thora Greiner für 40 Jahre und den ehemaligen Bundestagsabgeordneten Dieter Auch für 50 Jahre Mitgliedschaft in der SPD.
Sebastian Schöneck, SPD-Gemeinderat und -Landtagskandidat, der den Redner mit dem Frickenhäuser-Bildband und Täleswein beschenkte, bezeichnete das Jahr 2016 als Jahr der Entscheidung. „Fünf Jahre Grün-Rot in Baden-Württemberg – und das Land blüht“, sagte Schöneck angesichts der Leistungsbilanz: Einführung der Gemeinschaftsschule, Abschaffung der Studiengebühren, Ausbau der Schulsozialarbeit, mehr Geld für den Ausbau von Kitas. Es bleibe das Ziel, gerade diese Einrichtung beitragsfrei zu gestalten.